Lollipop Chainsaw

Eigentlich hat sich Cheerleaderin Juliet Starling ihren 18. Geburtstag anders vorgestellt. Auf ihrem Weg zur Schule bemerkt sie, dass die Stadt von Zombies überrannt wurde. Dabei wollte sie doch den Tag mit ihrem Freund Nick verbringen. Also kämpft sie sich ausgerüstet mit einer Kettensäge durch Horden von Zombies, denn sie ist zufällig genau wie ihre ganze Familie auch eine Zombiejägerin. Als sie an der Schule ankommt, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass auch Nick von einem Zombie gebissen wurde. Um ihn vor der Verwandlung zu schützen, trennt sie seinen Kopf ab und vollzieht ein magisches Ritual um ihn am Leben zu halten.

Das Suda-Prinzip

Hinter solch einer Story kann nur der japanische Entwickler Suda51 stecken, der bekannt für seine abgedrehten Spiele wie „Killer7“ oder „No More Heroes“ bekannt ist. Zumindest übernimmt er die Rolle als leitender Entwickler, denn überraschenderweise kommt die Story aus der Feder von Guardians of the Galaxy-Regisseur James Gunn. Die Story ist zwar nicht ernst zu nehmen, aber hält den Spieler durch ihre Überinszenierung auf Trab und bietet zudem eine Menge schwarzen Humor. Dementsprechend bekommt man von dem Spiel das, was man von dem Entwickler erwartet.

Altbewährtes

Durch insgesamt sechs Level muss man sich durchzukämpfen. Am Ende wartet jeweils ein Boss. Attacken gilt es mit einer Kombination der Aktionstasten in typischer Hack-and-Slay-Manier auszuführen. Die Kettensäge bietet zwei verschiedene Schläge: Ein normaler frontaler Schlag und ein Schlag für auf den Boden kriechende Gegner. Zudem kann Juliet mithilfe ihrer Pompons Gegner betäuben und schwächen, um sie dann mit der Kettensäge leichter zu töten. Im Zusammenspiel mit der Ausweichbewegung kann der Spieler Kombinationsattacken ausführen, die einen flüssigen Kampfstil erlauben, was sich auf die Punktzahl auswirkt. Eine weitere Fähigkeit ist der ‚Chainsaw-Dash‘. Dadurch erhöht Juliet ihre Geschwindigkeit und stößt mit der Kettensäge nach vorne, um alle Gegner vor ihr mitzunehmen, aber auch um Rampen zu überwinden. Tötet Juliet mehrere Zombies auf einmal, wird die Glitzerjagd ausgelöst. Je mehr Zombies desto mehr Gold- und Platinmedaillen werden ausgeschüttet.

Mithilfe der Medaillen, die auch normal in den Levels verteilt sind, kann Juliet in den Shops Einkäufe tätigen. Dadurch kann man neue Kombos freischalten, Upgrades für z.B. Gesundheit oder Stärke und Heil-Items kaufen, die man in Form von Lollis auch in den Levels finden kann, aber auch Kostüme oder Songs erwerben, die im Soundtrack enthalten sind.

Kopf(los)

Nick scheint zunächst als Kopf, der an Juliets Rock hängt, ziemlich nutzlos. Jedoch kommt es im Spiel zu Situationen, in denen der Spieler Nick auf einen kopflosen Körper setzen und dann ein Quicktime-Event absolvieren muss, um für Juliet ein Hindernis zu beseitigen. Leider stellen diese keine große Herausforderung. Alle Quicktime-Events sind beim ersten Versuch machbar. Es gibt im Spiel noch andere Stellen, die Quicktime-Events nutzen. Außer in Bosskämpfen sind diese meistens optional, schaffen nur einen kleinen Vorteil und erweisen sich als ähnlich einfach.

Kopf-/Prämien

Nick hat weitere Fähigkeiten, die mithilfe eines Nicktickets ausgelöst werden. Zu erwerben sind diese in den Shops, ebenso neue Fähigkeiten. So ermöglicht z.B. eine Fähigkeit, dass sich aus Nicks Kopf Goldmedaillen und Lollipops ausschütten lassen. Im Laufe des Spiels des Spiels erhält Juliet zudem Upgrades für ihre Kettensäge. Relativ früh im Spiel bekommt man der „Chainsaw Blaster“, mit dem man mit Lippenstiften Zombies im Fernkampf erschießen kann. Einige Gegner erfordern den Gebrauch dieser Waffe.

Abwechslungsarm

Ein generelles Problem bei Hack and Slays, ist die mangelnde Abwechslung im Gameplay. Bei der Vielzahl an Kombos, die theoretisch gelernt sein müssen, legt sich der faule Spieler dann doch auf bestimmte Muster fest. Lollipop Chainsaw macht beim Kampfsystem nichts Neues, aber macht das Altbewährte gut. Die Bosskämpfe sind gut inszeniert, fragen allerdings keine speziellen Kombos ab. Meistens gilt es, das Ausweichen und den Umgang zwischen Nah- und Fernkampf zu beherrschen. Allerdings wird das ganze durch die zickige Kamera erschwert, denn in einigen Bosskämpfen ist die Kamera sehr eingeschränkt bewegbar. Der Gegner kann zwar anvisiert werden, allerdings erschwert das die räumliche Übersicht. Außerhalb der Bosskämpfe ist es zur besseren Orientierung daher ratsam, auf das Anvisieren zu verzichten. Bei großen Gegnerhorden ist es jedoch wiederum schwer auf die nicht anvisierten Gegner zu achten und vor allem in engen Räumen zoomt die Kamera zu nah an die Spielfigur heran, was sehr unvorteilhaft während eines Kampfes ist.

Abwechslungsreich

Lobend zu erwähnen ist das Leveldesign, das mit einer großen Abwechslung überzeugen kann. Das Casino-Level ist dabei besonders hervorgestochen .

Am Ende eines jeden Levels wird die Leistung des Spielers ausgewertet und mit einer Gesamtwertung und Gesamtpunktzahl versehen. Mit der Punktzahl kann sich der Spieler in die globale Bestenliste  eintragen, um sie mit den anderen Spielern zu vergleichen. Allerdings ist anzuzweifeln, ob der Drang den Highscore zu erreichen bzw. zu knacken, langzeitmotivierend wirkt.

Planet Terroroder Überzeichnet I

Zombies werden durch die Mitte geteilt. Dabei spritzt in alter Asia-Slasher- bzw. TarantinoRodriguez-Manier das „Blut“ wie aus einem Duschkopf. In Sachen Gewalt geht es nicht zimperlich zu. Glücklicherweise fällt das Ganze dennoch nicht zu sehr ins Gewicht. Zwar haben Hauptfiguren und Umgebung teils realistische Darstellungen, allerdings ist man noch weit entfernt von einer Grafik eines  oder Battlefields oder Call of Dutys. Die Blutfontänen und die insgesamt gezeigte Gewalt sind in Cartoon-Manier maßlos überzeichnet. So ist das Blut in Verbindung mit den Animationen farblich oft eine glitzernde Mischung aus rot, lila und neon-rosa. Zombies lösen sich als eine Art breiige Masse auf und bei besonders erfolgreichen Kombos erscheint alles in Regenbogenfarben. Zusammen mit dem ironischen und humoristischen Unterton haben auch 16-Jährige dadurch, durchaus die Möglichkeit eine Distanz zur gezeigten Gewalt zu schaffen.

Sex oder Überzeichnet II

In Lollipop Chainsaw spielen wir die 18-jährige Juliet, die nicht gerade üppig bekleidet ist. Bekleidet mit bauchfreien Top, Minirock und Kniestrümpfen zieht sie los auf Zombiejagd. Das Spiel blendet in den Ladebildschirmen Tipps ein. Davon besagt einer, dass man ihr nicht unter dem Rock schauen soll. Versucht man dies, indem man die Kamera richtig einstellt, hält sie ihre Hand davor. Nichtsdestotrotz lässt sich dies nicht bei Angriffen vermeiden. Das Spiel hat viele obszöne pubertäre Witze und Momente und arbeitet mit vielen sexualisierten Schimpfwörtern, unter anderem „Schlampe“, „Fick dich!“ etc. … Vulgäre Ausdrücke, die zwar nicht jedem gefallen, denen Kinder im Alter von 16 Jahren jedoch sicherlich schon mal begegnet sind. Zu keinem Zeitpunkt sind nackte Körper oder etwa Geschlechtsverkehr zu sehen, was im Produktionsland Japan generell für Probleme sorgen würde. Auch hier trägt der ironische und überzeichnete Unterton des Spiels dazu bei, dass 16-Jährige Distanz zu den gezeigten Inhalten schaffen können.

Starkes Mädchen? oder Überzeichnet III

Hier stehen zwei Aspekte gegenüber: Einerseits ist Juliets Auftritt eines niedlichen Mädchens, das einen festen Freund hat, der sie beschützen will, was andererseits absurd ist, wenn man weiß, dass sie mit einer Kettensäge (!) aus den Zombies Kleinholz macht. Wir haben mit Juliet eine Figur, die zwar sehr klischeehaft und sexualisiert aussieht, jedoch keine schwache Figur ist, dadurch, dass sie die Heldin ist und ihre Schulkameraden beschützt. Eine eigenartige Mischung, die schwer zuzuordnen ist.

Fazit:

Lollipop Chainsaw ist ein nettes, witziges Zombie Hack and Slay, dass eher mit seiner Prämisse und Inszenierung auf sich aufmerksam macht als mit dem Gameplay. Zwar sind im Kampf viele Kombos möglich, doch es reicht auch aus, wenn man sich auf bestimmte Angriffsmuster festlegt. Dazu kommen Kameraprobleme, die die ein oder andere Zombieschlacht unübersichtlich machen. Dahingegen bieten die sonst linearen Level Abwechslung im Design. Wer Lust auf einen kurzen, abgedrehten Trip hat und das eintönige Gameplay verzeihen kann, der kann Lollipop Chainsaw eine Chance geben.

Jugendliche ab 16 Jahren dürften mit diesem Spiel keine Probleme haben, da die übertriebene, überzeichnete und nicht ernstzunehmende Inszenierung stets die Möglichkeit bietet eine Distanz zum Gezeigtem zu wahren.